PERSÖNLICHES

Ich bin der absolute Depp, was Computer, Internet, überhaupt moderne Medien betrifft. Vererbtes Desinteresse. Mir reicht Google – und das auch nur zum „Gschafteln“. Vor fünf Jahren hab ich mir ein Handy zugelegt – wie bei allen, ist meine Welt dadurch ein bisserl größer, und zugleich viel, viel kleiner geworden.

Egal – jetzt bin ich hier auf meiner eigenen Homepage. Und „schuld“ ist eine sehr gute Freundin, die mich im November 2017 so ganz nebenbei beim Kaffeetrinken gefragt hat, was denn eigentlich noch ein unverwirklichter Lebenstraum von mir sei. „Ein Comedy-Programm würd ich gern schreiben, und dann auf die Bühne bringen“, hab ich geantwortet. Pause. Stille.

Und dann sie: „Warum machst du’s dann nicht!?“

Mit dieser Frage ist unser Smalltalk zu einem Schwergewicht der Kommunikation avanciert. Dieser schlichte Appell hat mich dermaßen elektrisiert, dass ich schon am nächsten Tag zum Magazin4, zur Kulturbühne meiner Heimatstadt Bad Reichenhall, marschiert bin. Um genau diesbezüglich anzufragen. Wir waren uns einig. Termin: 28. April.

Ich hatte also gut vier Monate, um am Programm zu arbeiten.

Das hab ich getan. Täglich in meinem Lieblingscafé – mit Stift und Zettel, mit Vorfreude und Leidenschaft, und auch ein wenig mit Furcht und Zittern. Auf eine Mischung aus Comedy und Kabarett tüftelte ich hin (zwischen RTL und 3SAT also).
„I wa gern anders wia de andern“, hab ich dem Programm dann als Titel vorausgeschickt – ich Idiot. Viel zu lang! Aber seis drum, jetzt hat das Kind seinen Namen. So wie ich Schimmel – weckt ja auch nicht gerade die schönsten Assoziationen.

Dass dann an jenem 28. April die „Debüt-Bude“ voll war, das war mir Ansporn und Adrenalinschub zugleich (nervös bin ich ohnehin gern, weil ich durch dieses schlimmschöne Gefühl spür, dass ich leb). Noch mehr aber spürte ich, dass ich lebe, als plötzlich im Raum stand, einen Zusatzabend zu geben. „Mach ma!“ 8. Juni.

Irgendwie war die Sache ins Rollen gekommen. Die Nachfrage war da – und ich durfte das tun, was mir im Leben am meisten Freude macht: Menschen zum Lachen bringen. Aus dem geplanten einen, wurden acht Abende.

Und eines solchen Abends saß Muk Heigl im Publikum: Veranstalter und Szenekenner. Er war es, der mich ermutigte, die Zeltstangen weiter zu stecken. Da er mich für 28. Juni für seinen Baumburger Kultursommer gebucht hat, durfte ich davon ausgehen, dass seine Worte mehr als ein aufmunterndes Schulterklopfen waren. „Und eine eigene Homepage brauchst auch“, schob er nach. „Internetseitn“ hat er glaub ich gesagt.

Genau da bin ich jetzt. Und da ich diesen Reiter „Persönliches“, auch wenns der „Goldene Reiter“ sein mag, meist ziemlich trist finde (wen interessiert schon meine Vita, wem helfen meine Jahreszahlen weiter?), weil ich an einer Biographie eben nur eines interessant finde, deshalb will ich auch nur dieses von mir geben: meine ganz persönliche Agenda – und a bisserl was von dem, was ich mag und nicht mag:

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Dem Wachsen und Werden will ich mich verschreiben. Leben will ich. In Schwung kommen und bleiben. Ich will, dass mein Blick nicht trüb wird, mein Gang und meine Handlungen nicht träge. Wach und beweglich will ich sein. Träumen möcht ich von einer großen besseren Welt – und arbeiten will ich an meiner kleinen besseren Welt. Zweifeln will ich – und noch mehr glauben. Angst möcht ich haben dürfen – und trösten lass ich mich. Not werde ich erkennen – und lindern helfen. Sparsamer muss ich werden – und großzügiger. Nett will ich sein, aber nicht harmlos, weise, aber nicht altklug. Albern möcht ich bleiben, ein Kindskopf. Und spielen werde ich – gewinnen und verlieren. Ärgern will ich mich – und zwar so richtig, und freuen – genauso richtig. Verzeihen will ich, und um Verzeihung bitten. Beten werde ich – und hoffen und glauben und helfen, dass meine Gebete sich erfüllen. Meinen Mund will ich heute aufmachen – und morgen halten. Loben will ich die Menschen um mich herum, und eine gute Meinung will ich haben. Lernen will ich. Leben lernen. Jeden Morgen neu.
 – Aus meinem Buch Sinnspalten –

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Fotos: Hans-Joachim Bittner / Stefan Wiebel

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